Aktien sind wie ein Garten

Joachim Brandmaier

Vor einiger Zeit habe ich mir ein „Stückle“ zugelegt, wie man im Schwäbischen sagt. Damit meine ich nichts Süßes vom Bäcker, sondern eine Art Schrebergarten etwas außerhalb – zugegeben: ein ziemlich verwildertes Exemplar mit einem fast schon abrissreifen Gartenhäuschen. Da gab es erst mal viel zu „schaffen“! Und als ich nach ein paar Monaten ein bisschen stolz auf meine Arbeit geblickt habe, kam mir der Gedanke: Irgendwie hat die Aktienanlage Ähnlichkeit mit einem Garten!
 
Fast alle Börsianer fangen mal klein an. Vielleicht „säen“ sie ihren ersten Tausender und kaufen sich dafür zum Beispiel McDonald’s-Aktien. Mit der Zeit pflanzt man immer mehr Titel ins Depot. Sie können Ihren Aktien-Garten ganz nach Ihren persönlichen Wünschen gestalten. Und irgendwann ist man dann fertig. Denkt man … Fertig wird man aber nie, nicht im Depot, nicht im Garten.
 
Im Garten gibt es Pflanzen, die wunderbar wachsen und gedeihen, andere, die absterben oder von Schädlingen befallen werden; man muss hier was umgraben, da zupfen und dort Unkraut jäten. Genauso gibt es an der Börse immer wieder Überraschungen und was zu tun: Abspaltungen, Kursrückschläge, Dividenden, schlechte Nachrichten, Hausse-Phasen, Aktiensplits oder auch mal Titel, die ihren „Wachstumspfad“ verlassen.
 
Wie sich Garten und Depot entwickeln, hängt vielfach von demjenigen ab, der sich darum kümmert. Damit es hüben wie drüben besser wächst, hilft gießen und düngen. An der Börse können das Neukäufe durch frisches Kapital oder reinvestierte Dividenden sein. Sicher kann auch Wildwuchs schön sein. Aber wer fleißig Unkraut jätet und auch mal einen morschen Baum entfernt, also schwache Aktien aussortiert, der hegt, pflegt und erweitert das Depot – und hat am Ende wohl mehr Freude.
 
Wichtig ist es dabei auch, nicht nur auf Schönwetterpflänzchen zu setzen, die beim ersten heftigeren Regen wegknicken. An der Börse sind das Trendaktien, die schnell „verwelken“ und die man wie Einmalblüher im Garten jedes Jahr neu kaufen muss. Besser sind robustere Titel, die immer wieder sprießen, und Bäume, die immer weiter in die Höhe wachsen. Damit spart man sich viel Geld und hat einen wunderbaren Ertrag. Ein Apfelbaum, einmal gesetzt, wirft in den ersten Jahren nur eine Handvoll Früchte, also „Dividenden“, ab, später werden es ganze Körbe voll. Auf jeden Fall verkaufen Sie Ihren Apfelbaum nicht, nur weil er groß geworden ist …
 
So kann aus einem kleinen Samen Großes entstehen, von dem noch Ihre Kinder und Enkel was haben. Denn Pflanzen wie Aktien streben einfach unaufhaltsam nach Wachstum!
 
Viel Spaß in Ihrem Aktien-Garten
 
Zitat: „Einen Garten zu pflanzen, bedeutet, an morgen zu glauben.“
Audrey Hepburn

Newsletter vom 24. Juli 2023

Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“

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