Die Rache der Enteigneten

Die Bezeichnung „Kleinanleger“ kann man als Unwort empfinden. Doch genau diese Gruppe hat wohlmöglich bei der Wahl zum Börsen-Unwort 2024 den Ausschlag gegeben: Die Abkürzung StaRUG steht für das sperrige „Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“, und seit dieser Woche auch für den Aufreger-Finanzbegriff des abgelaufene Jahres. Wer damit bisher noch nicht in Berührung kam, darf sich glücklich schätzen. Anders als die Streubesitz-Aktionäre, welche rund die Hälfte der Varta-Aktien hielten, bevor sie ab Mitte 2024 kalt enteignet wurden. Zur Abwendung der Insolvenz durch das StaRUG-Verfahren durfte die rettende Kapitalerhöhung lediglich von einem Großaktionär gezeichnet werden. Keine Beteiligungsoption und keine Entschädigung für die zahlreichen Einzelaktionäre, deren Anteile wertlos wurden – ähnlich wie schon 2023 im Fall Leoni und in verschiedenen anderen StaRUG-Verfahren. „Ein Konstruktionsfehler des grundsätzlich sinnvollen Sanierungstools und damit ein Schlag für die ohnehin schwache deutsche Aktienkultur“, lautet das Urteil in der Börsen-Unwort-Begründung. Ein schwacher Trost für die betroffenen Aktionäre.

Dem DAX gelang in den ersten zwei Handelswochen 2025 wieder der Sprung über die 20.000 Punkte und letzten Mittwoch startete sogar ein Angriff auf die Rekordmarke von Mitte Dezember. Doch der Versuch scheiterte und dem Markt fehlt noch die Kraft, wie es sich in den überschaubaren Handelsspannen und Kursentwicklungen zeigt. Hinzu kommen zweigespaltene Erwartungen an den Start der neuen Trump-Administration. Ab Montag werden hier Fakten geschaffen, wenn die Vereidigung des 47. US-Präsidenten ansteht. Neben den großen Ankündigungen zur Weltpolitik wird ihm aber auch ein Rachefeldzug zugetraut.

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Newsletter vom 15. Januar 2025

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow