National Buh, international Boom
Nein, für das Deutschland-Ego ist es keine Freude, wenn die neuesten Daten zur Wirtschaftslage veröffentlicht werden: Am Montag wartete der ifo-Geschäftsklimaindex mit einem Wert von 86,6 und der Aussage „Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“ auf. Erwähnenswert dabei ist, dass die Beurteilung von Erwartungen und Lage seit dem Frühjahr sehr eng beieinander liegen und doch eine leicht fallende Tendenz aufzeigen. Beim Lagebild ist es der schlechteste Wert seit vier Jahren, damals tief in der Corona-Depression. Seit dem Spätsommer 2022 befindet sich Deutschland nach der ifo-Konjunkturuhr nun in der Krise.
Einen Tag später vermeldete auch die GfK „Deutlicher Rückschlag für das Konsumklima“, weil die Prognose für September im Vergleich zum Vormonat um 3,4 Zähler auf -22,0 Punkte gesunken sei. Ein Rückschlag nach besseren Werten in den drei Monaten zuvor, aber weniger dramatisch beim Blick auf die mittelfristige Zahlenreihe, wo der Wert im Oktober 2022 – damals zum Inflations-Peak von 8,8 Prozent – noch bei dramatischen -42,8 Punkten lag. Interessant erscheint die Begründung des jüngsten Rückgangs, wonach die gefallende Anschaffungsneigung auf sinkende Einkommenserwartungen in Kombination mit einer gestiegenen Sparquote zurückzuführen sei.
Was macht das Ganze mit den Börsen? Erstaunlich wenig! Deutschland ist nur ein Absatzmarkt von vielen und alle großen Konzerne sind international aufgestellt. Der DAX weist im turbulenten August bisher eine Handelsspanne von satten 1.700 Punkten aus und notiert inzwischen wieder nur knapp 1 Prozent unter seinem Rekord von Mitte Mai. Wenn – wonach es gerade aussieht – das letzte Schlusskurs-Hoch vom 12. Juli bei 18.750 Punkten jetzt noch überschritten wird, ist charttechnisch der Weg nach ganz oben wieder frei. Beim Dow Jones war es bereits gestern soweit, als das Industrie-lastige US-Börsen-Barometer zeitweise mit 41.420 Punkten so hoch wie noch nie notierte. Der marktbreitere S&P 500 liegt noch 1,7 Prozent unter seinem Top und beim Technologie-Index Nasdaq beträgt der aktuelle Abstand zum bisherigen Spitzenwert mehr als 5 Prozent. Eine Erholung außerhalb der Tech-Giganten tut dem Markt gut und trotzdem wird heute Abend wieder gespannt auf die neuen Quartalszahlen vom Überflieger NVIDIA (+160 Prozent seit Jahresbeginn) gewartet, die bisher immer für eine Überraschung gut waren.
Zum Newsletter anmeldenNewsletter vom 28. August 2024
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf