Wer den Regenbogen will, muss den Regen in Kauf nehmen
In den letzten Wochen brauchten Aktionäre wieder einmal stabile Nerven. Sorgen über eine erneute Bankenkrise machten sich breit und ließen die Börsenindizes zwischenzeitlich heftig fallen. Dennoch können sich die meisten Aktionäre seit Jahresbeginn über ansehnliche Kurszuwächse freuen. Welche Lehren können hieraus für die Zukunft gezogen werden?
Nachdem im März in Amerika zwei Banken geschlossen wurden und in der Schweiz die Credit Suisse durch eine Notübernahme von der UBS gerettet wurde, machten sich an den Kapitalmärkten Sorgen um eine erneute Bankenkrise breit. In diesem Umfeld tauchte der DAX in kurzer Zeit um rund 1.000 Punkte ab und bescherte den Aktionären teilweise schlaflose Nächte. Erfreulicherweise haben sich diese Sorgen wieder etwas gelegt und die Aktienkurse konnten sich zum Ende des Quartals erholen. Seit Jahresbeginn steht für viele Indizes per Saldo ein relativ deutliches, gemessen am DAX sogar zweistelliges, Kursplus zu Buche. Waren also alle zwischenzeitlichen Ängste nur halb so schlimm?
Rückblickend über längere Zeiträume lässt sich feststellen, dass Krisen mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftreten und die Aktienkurse teilweise heftig durcheinanderwirbeln. Dennoch haben sich langfristige Aktieninvestments in den allermeisten Fällen gelohnt. So hat, um beim DAX zu bleiben, der Deutsche Aktienindex in den rund 35 Jahren seines Bestehens deutlich zugelegt und sich nicht nur absolut, sondern auch im Vergleich zu anderen Anlageformen sehr positiv entwickelt. Dies beschrieb bereits der Börsenaltmeister André Kostolany sehr treffend mit dem Satz „Wer gut essen will, kauft Aktien; wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“ Man muss als Anleger an den Kapitalmärkten also gewisse Risiken in Kauf nehmen, um einen höheren Ertrag zu realisieren.
Ferner erhöht ein langfristiger Anlagehorizont die Aussichten auf einen überdurchschnittlichen Ertrag. Auch hierzu gibt es ein Zitat des Börsenaltmeisters: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“ Allerdings ist diese Aussage nicht universell gültig. Wer vor 35 Jahren zum Start des Deutschen Aktienindex in ehemals etablierte DAX-Titel wie Deutsche Babcock, Feldmühle Nobel, Karstadt, Kaufhof oder Nixdorf investierte, kann eine ganz andere Geschichte vom langfristigen Investieren und zwischenzeitlichem Weggucken erzählen: Alle diese seinerzeit „goldgeränderten Standardtitel“ sind nach immer größer werdenden unternehmerischen Schwierigkeiten schließlich pleitegegangen.
Was lässt sich hieraus für zukünftige Anlageüberlegungen schließen? Aktien sind meistens, aber nicht in jedem Einzelfall, langfristig aussichtsreiche Anlagen. Zwischenzeitliche Schwankungen werden auch zukünftig auftreten und den Aktionären Sorgen bereiten, müssen aber gewissermaßen als Preis für die höheren erwarteten Erträge in Kauf genommen werden. Diese Schwankungen müssen Aktionäre sowohl von ihrer Mentalität als auch von ihrer persönlichen Vermögenssituation aushalten können.
Ein komplettes Weggucken während schlechter Aktienkursentwicklungen erscheint allerdings nicht geboten. Hier ist im konkreten Einzelfall der Hintergrund für die jeweilige Kursentwicklung genau zu hinterfragen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wem dies im Detail zu kompliziert ist, dem hilft auch der Rat eines anderen bekannten Börsianers – Warren Buffett. Er sagte sinngemäß, es sei vorteilhaft, sich in solchen Fällen einen erfahrenen Geschäftspartner zu suchen und dann sehr genau zuzuhören, was er sagt, um von seinem Fachwissen zu profitieren. Meine Empfehlung an dieser Stelle: Investieren Sie in der für Sie passenden Mischung aus Kostolany und Buffett!
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Newsletter vom 19. April 2023
Martin Schilling – Leiter Geschäftsstelle Private Banking Hannover
M.M. Warburg & CO
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